Altenpflege ist ein Thema, mit dem sich die meisten Menschen erst dann beschäftigen, wenn sie selbst oder Angehörige davon betroffen sind. Doch angesichts des demografischen Wandels kommen auf unsere Gesellschaft immer größere Herausforderungen auf dem Gebiet der Altenpflege zu. Das macht Pflege zu einem Thema das uns alle angeht. Die SPD Falkplatz-Arnimplatz hat ihre November-Sitzung daher dem Thema Pflege gewidmet. Ein Bericht.
Finanzierungslücke in der Pflege wächst
Ein Blick auf die demografische Entwicklung in Deutschland zeigt, dass der Anteil der über 80jährigen bis zum Jahr 2050 dramatisch ansteigen wird und bei einem gleichzeitigen starken Geburtenrückgang. altersbedingte physische Einschränkungen und Demenzerkrankungen zunehmen werden. Die Zahl der Erwerbstätigen, die in die Pflegeversicherungen einzahlen, wird schrumpfen. 2007 gab es etwa 2, 25 Mio. Pflegefälle. 100 Erwerbstätige finanzierten ca. 4 Pflegefälle. 2050 wird mit ca. 4 Mio. Pflegefällen gerechnet, von denen je 12 von 100 Erwerbstätigen finanziert werden müssen.
Derzeit werden ca. 2/3 der Pflegefälle zu Hause versorgt (durch Angehörige oder ambulante Pflegedienste) während nur 1/3 der Pflegefälle stationär untergebracht sind. Die Zahl derjenigen, die durch Angehörige gepflegt werden, nimmt jedoch ab. Ambulante Leistungen durch Pflegedienste sowie stationäre Unterbringung nehmen entsprechend zu.
Aus diesen Faktoren ergibt sich eine größer werdende Finanzierungslücke in der Pflege. Bereits heute reichen die Mittel aus der Pflegeversicherung nicht aus, die Kosten zu decken.
Auch in der Pflege enttäuscht Schwarz-Gelb
Das Pflegeneuausrichtungsgesetz, das von Bundestag und Bundesrat in diesem Jahr beschlossen wurde, hatte drei Kernanliegen:
- Flexibilisierung der Leistungsinanspruchnahme
- Stärkung neuer Wohnformen
- Leistungsverbesserung demenziell erkrankter Menschen
Die Leistungsverbesserung demenziell erkrankter Menschen ist nur bedingt gelungen. Leichte finanzielle Verbesserungen fallen kaum ins Gewicht und sind zum Teil sogar irreführend. Insbesondere ist es jedoch nicht gelungen, den Begriff der Pflegebedürftigkeit neu zu definieren. Es bleibt eine Fokussierung auf die körperliche Pflegebedürftigkeit, die den sozialen Betreuungsbedarf außer Acht lässt.
Gelungen ist eine finanzielle Förderung von betreuten Wohngruppen. Jedem Pflegebedürftigen stehen 2.500 € als Anschubfinanzierung zu. Je Wohngruppe ist der Betrag auf 10.000 € begrenzt. Hinzu kommen Leistungen zur Finanzierung wohnumfeldverbessernder Maßnahmen nach dem SGB XI.
„Ambulant vor stationär“
Chancen und Herausforderungen für die Pflegeberufe ergeben sich langfristig auch aus technischen Innovationen. Das Bundesministerium für Forschung und Bildung fördert mit einem Volumen von 45 Mio € Projekte, die altersgerechte Assistenzsysteme entwickeln, die es den Pflegebedürftigen ermöglichen sollen, so lange wie möglich in ihrem häuslichen Umfeld zu bleiben. Damit wird dem Grundsatz „ambulant vor stationär“ Rechnung getragen. Eine Übersicht über die geförderten Projekte findet sich
hier.
Darüber hinaus gibt es Forschung an sog. Pflegerobotern, die vor allem darauf ausgerichtet sind, das Pflegepersonal zu entlasten in dem sie z. B. die schweren körperlichen Arbeiten, wie Heben und Wenden der Patienten übernehmen.
Bedarf an qualifiziertem Pflegepersonal wächst
Langfristig werden diese Entwicklungen zu einer Veränderung des Berufsbildes in der Pflege führen. Es wird mehr qualifiziertes und spezialisiertes Personal benötigt. Das Berufsbild wird eine stärkere Fokussierung auf die psycho-soziale und die medizinische Betreuung erfahren und höhere Qualifikationen im Umgang mit Technik erfordern.
Schon jetzt ist der Bedarf an qualifiziertem Pflegepersonal sehr hoch und kann nicht gedeckt werden. Es ist dringend erforderlich, dem Berufsbild eine höhere Attraktivität zu verleihen – durch bessere Aufstiegsmöglichkeiten, bessere Bezahlung und durch eine Akademisierung, den Berufstand aufwerten würden.
Die Pflege-Infrastruktur im Abteilungsgebiet der SPD Falkplatz-Arnimplatz ist bereits heute recht gut. Es gibt ein großes Seniorenpflegeheim, mehrere ambulante Pflegedienste sowie eine Tagespflegestätte. Noch entwicklungsbedürftig ist das Angebot für betreutes Wohnen, das bisher gering ist, kein Angebot ist im Bereich Mehrgenerationen-Wohnen bekannt. Insgesamt aber ist ein Angebot vorhanden, auf das aufgebaut werden kann.