Alle Zeichen auf Sekundarschule!

Veröffentlicht am 19.01.2010 in Bildung

Am 14. Januar 2010 hat das Berliner Abgeordnetenhaus mit den Stimmen der rot-roten Koalition den letzten Weg freigemacht für einen ganz neuen Schultypus: die Sekundarschule. Verunsicherung hat sich zwischenzeitlich breit gemacht bei den Eltern, denn es wird viel jongliert mit dem Begriff Schulstrukturreform. Aber was sich dahinter verbirgt, ist ihnen noch nicht so ganz klar.
Dabei kann die Koalition mit Recht sagen, dass ihnen an dieser Stelle ein großer Wurf gelungen ist hin zu mehr sozialer Gerechtigkeit und dahin, das Potential aller Kinder gleich zu sichten, zu fördern und sie in unsere Gesellschaft einzubringen und damit diese zu stärken.

Was will die Schulstrukturreform?

Die Schulstrukturreform ist die Antwort auf jahrelange Kritik am deutschen Schulsystem. Die Hauptschule galt zuletzt als Restschule – unabhängig von der Arbeit der Schule und der Leistung eines jeden Schülers hatten die Absolventen schlechte Aussichten auf dem Ausbildungs- und damit später auf dem Berufsmarkt. Indem Haupt-, Real- und Gesamtschule in der Schulform Sekundarschule zusammengefasst werden, werden mehrere Mängel des alten System gleichzeitig aufgehoben: Alle Kinder – unabhängig davon, ob aus bildungsnahen Familien oder nicht - besuchen die gleiche Schule, sie haben hier die Möglichkeit alle Schulabschlüsse nach Interessen und Fähigkeiten zu machen. Die Entscheidung darüber, welchen Schulabschluss sie machen, wird viel später gefällt. Und auf der Sekundarschule können alle Abschlüsse gemacht werden: Haupt- und Realschulabschluss, aber auch Abitur!

Wie genau funktioniert die Sekundarschule?

Die bisherigen insgesamt 180 Haupt-, Real- und Gesamtschulen in Berlin werden zur Sekundarschulen zusammengefasst. Daneben bleibt nur noch das Gymnasium. Eine wichtige Entscheidung - die über die Art des Schulabschlusses – müssen die Eltern nicht mehr schon beim Wechsel von der Grundschule fällen, sondern erst, wenn der Abschluss ansteht. Damit verbunden sind zwei wichtige Überlegungen: Schüler, Eltern, aber auch Lehrer haben mehr Zeit zu schauen, worin das Kind gut ist, welche Interessen sich in der Schullaufbahn abzeichnen. Um erst zu entscheiden, wann und welchen Abschluss es macht, wenn die jeweiligen Abschlüsse auch anstehen. Schulerfolg steht damit nicht mehr im Zusammenhang mit sozialer Herkunft. Ganz wichtig dabei ist, dass die Sekundarschule damit viel besser in der Lage ist, unterschiedliche Entwicklungen und Lerntempi der Kinder aufzufangen. - Für eine bessere individuelle Betreuung werden die Klassen kleiner.

Sekundarschule = Ganztagsschule

Alle Sekundarschulen werden Ganztagsschulen. Die Eltern haben dabei die Wahl zwischen so genannten offenen oder geschlossenen Ganztagsschulen. In der offenen Ganztagsschule gibt es Pflichtunterricht bis 13.30 und ein ergänzendes Angebot am Nachmittag. Dieses Angebot können die Kinder wahrnehmen, sind aber nicht dazu verpflichtet. In der geschlossenen Ganztagsschule wird der Unterricht über den ganzen Tag bis 16 h nachmittags verteilt. Anwesenheit ist da Pflicht. Der Vorteil ist, dass die Schule den theoretischen Unterricht besser mit ergänzenden, auch praktischen Angeboten durchsetzen kann. Das Lernen wird so für die Kinder besser entzerrt.

Duales Lernen – mehr Chancen für die Praxis

Eine der wichtigsten Neuerungen ist das praxisbezogene, sogenannte duale Lernen. Schon in der Schulzeit wird das theoretische Lernen ergänzt durch praktische Angebote und Praktika. Auch das gibt Schülerinnen und Schülern eine Orientierungshilfe. Hier bieten sich auch ganz neue gesellschaftliche Chancen, die Kinder mit den unterschiedlichsten Themen und Fragen in Kontakt zu bringen, die sie auf die komplexen Realitäten nach der Schule vorzubereiten. Nicht zuletzt wird praktisches Arbeiten und handwerkliches Geschick wieder aufwertet, in dem es dem theoretischen Lernen gleichgestellt wird.

Sekundarschule versus Gymnasium – was will was?

Beide Schularten führen zu den gleichen Abschlüssen, aber die Lernbedingungen sind unterschiedlich: Am Gymnasium wird das Abitur in der Regel nach 12 Jahren gemacht, begabte Schüler können in sog. Schnellläuferklassen auch nach 11 Jahren abschließen. In der Sekundarschule kommt das Abitur 13 Jahren, aber auch hier besteht die Möglichkeit des Abiturs nach 12 Jahren. Schüler haben damit mehr Zeit für ihre eigenen Interessen und Entwicklung. Das Gymnasium steht für leistungsorientiertes Lernen, die Sekundarschule will Praxisbezug, hier haben die Schüler – inner- und außerhalb der Schule - mehr Zeit auszuprobieren.

In Sachen Bildung ist in Berlin viel passiert: Sprachtagebücher in Kitas bereiten auf die Schule vor, neue Konzepte an Grundschulen mit jahrgangsübergreifendem Lernen und jetzt die Auflösung der alten Strukturen in den weiterführenden Schulen. Die Sekundarschule wird im Alltag zeigen, dass die aktuellen Ängste und Zweifel der Eltern unberechtigt sind – vielleicht wird dann das Gymnasium nicht mehr gebraucht.

Bericht: Martina Krahl

 

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